Die Ausstellung war vom 04.10.2009 bis zum 22.11.2009 in der Kirche St. Joseph in Münster zu sehen. Pfarrer Dr. Stefan Rau hat zur Ausstellungseröffnung einen Vortrag über die Bedeutung der liturgischen Farben gehalten.
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Zur Liturgischen Kleidung im katholischen Gottesdienst
Die Kleidung des Menschen hat von jeher außer als praktischer Schutz auch zur Darstellung von Aufgaben, Geschlecht, Status und Befindlichkeit gedient.
Das Evangelium schweigt über Kleidung genauso wie über fast alle anderen äußeren Bedingungen des Gottesdienstes. So sind Paramente ganz legitim der Inkulturation, den verschiedenen ästhetischen Empfindungen und künstlerischen Entwicklungen der Kulturen, Moden und Zeitströmungen unterworfen. Sie werden von den Liturgiefeiernden - sicher meist unbewusst - entsprechend "gelesen" als Signal eines zeitgenössischen, reaktionären oder progressiven Amts-, Gemeinde-, Liturgie- und Selbstverständnisses des/r Trägers/in.
In der Geschichte der Liturgie entwickelt sich die liturgische Kleidung von ziviler Festtagskleidung aller Feiernden mit zusätzlichen besonderen Insignien für Vorsteher und andere Dienste hin zu differenzierten Ornaten der Kleriker, die im abgegrenzten Altarraum den heiligen Dienst für das (zivil gekleidete) Volk vollzogen.
Heute definieren wir liturgische Kleidung im weiten Sinne als alle Kleidung, die im Rahmen der Liturgie von Teilnehmenden, Diensten und Ämtern (Priestern, Diakonen, Chorsänger/innen, Lektor/innen, Kommunionhelfer/innen, Ministrant/innen...) getragen wird und sich von der zivilen Alltags- oder Festtagskleidung unterscheidet. Sie auch zu unterscheiden von der Standeskleidung, z.B. dem (Gelehrten-)Talar des evangelischen Pastors und der Soutane des katholischen Klerikers, die wie die Richterrobe oder der Arztkittel ursprünglich Berufssymbole im Zivilleben sind.
Die liturgische Kleidung ist ein Element der komplexen Liturgiegestalt aus verbalen und nonverbalen Zeichen. Innerhalb dieses Zeichengefüges gibt es sicher primäre und sekundäre Gestaltungselemente, aber auch die sogenannten Nebensächlichkeiten können bei nicht sachgerechter und "stimmiger" Gestaltung das Gesamt der Feier empfindlich stören. Liturgische Kleidung ist deshalb zu gestalten bzw. auszuwählen im Blick auf diese gesamte Gottesdienstgestalt: So hängt die "Stimmigkeit" eines Messgewands z.B. nicht nur von Figur und Geschmack des Trägers ab, sondern von Raum, Anlass, liturgischer Zeit, Situation der Gemeinde, Zahl und Art der anderen liturgischen Dienste und deren Kleidung: So "brauchen" Festtage andere Gewänder als die Fastenzeit, eine große Kirche andere als eine Kapelle usw.
Das liturgische Grundgewand aller Dienste ist die Albe, die an das Taufkleid erinnert und vor aller Differenzierung die gleiche Würde aller Getauften betont; bei besonderen (Leitungs-) Diensten tragen Laien traditionell zusätzlich einen weißen oder farbigen (Chor-)Mantel. Die Amtsinsignie aller Ordinierten ist die Stola, das liturgische Gewand des Diakons ist die Dalmatik, das des Priesters die Kasel; der Bischof trägt als zusätzliche lnsignien Brustkreuz, Mitra und Stab.
Paramente dienen der (gestuften) Festlichkeit, der Betonung von Gestik und Mimik, der Darstellung liturgischer Rollen (Formen) und Anlässe (Materialien, Farben, Schmuck). Dabei gilt seit dem II. Vatikanischen Konzil als "Grundgesetz" der Gestaltung:
"Schönheit und Würde der liturgischen Kleidung soll nicht durch eine Anhäufung von Schmuck und Verzierung erreicht werden, sondern durch die Auswahl des Stoffes und seine Form. Die Gewänder sollen nur insoweit mit Bildern beziehungsweise Symbolen geschmückt sein, als diese dem liturgischen Gebrauch gerecht werden" (AEM 306)
Pfr. Dr. Stefan Rau