Drucken

Ausstellung Zwölf Aposteln, München

 

 

plakatmuenchen_k

Paramentenaustellung mit
Liturgischen Gewändern & Stolen
von Thomas Schmitt

 

Ausstellungseröffnung mit Abendlob
28. Juni 2019 - 18.00 Uhr

 

Finissage mit Orgelkonzert
Sylvia Maria Kraut
21. Juli 2019 - 18.00 Uhr

 

„Zu den Heiligen Zwölf Aposteln“
Schrobenhausener Straße 1
80686 München

 

Ausstellungsdauer:
29. Juni – 21. Juli 2019
Mo. – Do.:    8.00 Uhr – 17.00 Uhr
Fr.:    8.00 Uhr – 15.00 Uhr
Sa. – So.:    nur vor und nach den Gottesdiensten

 

 

06

Fotos von der Ausstellungseröffnung finden Sie in unserer Bildergalerie.

 

Vorwort zur Ausstellung

 

Herzlich Willkommen und ­vielen Dank für Ihr Interesse an der „­Paramentenausstellung“ hier in der Pfarrkirche Zu den Heiligen Zwölf Aposteln. Ich freue mich, dass der Kölner Künstler und Paramenten­schneider Thomas Schmitt eine Auswahl an Messgewändern und Stolen bei uns ausstellt.

Paramente, also Gewänder, die den gottesdienstlichen Feiern dienen, haben eine besondere Bedeutung. Zum einen sollen sie der konkreten Feier einen festlichen Charakter verleihen, zum anderen aber die Person verdecken.

Dies ist besonders bei der Casel, dem Messgewand gegeben. Die Person soll hinter dem Auftrag zurücktreten, um nicht zu sehr – als individuelle Person – im Vordergrund zu stehen. Der festliche Charakter, den ein litur­gisches Gewand anzeigt, ist von verschiedenen Aspekten abhängig.

Der Form: Jede liturgische Feier hat eigene Ansprüche an die entsprechende Kleidung. Als Grundgewand dient immer das weiße, lange Gewand, die Albe. Sie erinnert daran, dass der Liturge seine Würde aus der Taufe erhält.

In der Messe trägt der Priester das Messgewand, dessen Farbe den Festcharakter anzeigt: Grün für den Jahreskreis, Rot für die Feiern der Märtyrer (Blut) und des Heiligen Geistes (Feuerzungen), Schwarz für die Trauer, Violett für die Vor­bereitungszeit im Advent und in der Fastenzeit. Im Advent und der Fastenzeit gibt es zudem eine besondere Farbe: Rosa. Sie hellt das dunklere Violett auf und zeigt somit an, dass der Zenit, die Halbzeit überschritten ist und die Festfreude schon etwas durchscheint. Die weiße Farbe zeigt die „helle Freude“ an, also alle besonderen Hochfeste wie Weihnachten, Ostern, sowie die dazugehörigen Festzeiten.

In allen übrigen Feiern ist das Pluviale, also der Chor- oder Rauchmantel angezeigt. Dieser kann von jedem liturgischen Leitungsdienst getragen werden. Ausgenommen das Amtszeichen, die Stola – diese wird nur von Priester und Diakon darunter getragen. Das Gewand zeigt also etwas von der inneren Haltung und dem Festcharakter an, welcher der Feier zu eigen ist. So gesehen kann man sagen: Die liturgische Gewandung ist die nach außen gewendete ­Innerlichkeit.

Die Ausstellungstücke zeigen ­einen Reichtum an Möglichkeiten, dass Gewänder kreativ gestaltet werden können und so Träger der jeweiligen Festfreude werden ­können. Einige der hier ausge­stellten Paramente – Liturgische Gewänder & Stolen – ­wurden ­eigens für diese Ausstellung angefertigt und orientieren sich am Patrozinium dieser Kirche: „Zwölf Apostel“. ­Verschiedene ­Techniken wurden ange­wendet, um die ­Vielfalt der Gestaltungs­möglichkeiten darzustellen: Seidenmalerei, Applikationen mit Filz, Seide oder Wolle bringen je eine eigene Wirkung zur Geltung. Dabei orientieren sich die Gewänder am Grundsatz des Zweiten Vatikanischen Konzils, dass die Gewänder den „Glanz edler Einfachheit“ (SC 34) besitzen müssen.

Die Ausstellung hier ist nicht nur eine Ausstellung im klassischen Sinn. Während der Ausstellungsdauer werden diese Gewänder auch von den jeweiligen Zelebranten getragen! Freuen Sie sich, die Botschaft der Gewänder in der ­Feier der Liturgie zu erleben.

Ihr
Ralph Regensburger
Pfarrvikar - Zu den Heiligen Zwölf Aposteln

 

Zur Ausstellungseröffnung haben wir ein kleines Begleitheft herausgegeben. Sie können das Heft als pdf-Datei herunterladen. Klicken Sie dazu einfach die Grafik an.
 

begleitheft_muenchen

 

 

Diese Gewänder stellen wir in der Kirche "Zu den Heiligen Zwölf Aposteln aus.
Wenn Sie die Gewänder anklicken, gelangen Sie in unseren Online-Shop.

3103000023_k

3403000001_k

3203000064_k

3101000071_k

3105000041_k

3102000031_k

rosa_k

schwarz_k

Predigt von Pfr. Ralph Regensburger zur Eröffnung mit Abendlob

 

Liebe Schwestern und Brüder!
Das Motiv, dass Gott uns einkleidet, finden wir in verschiedenen Zusammenhängen in der Heiligen Schrift:
• Er kleidet mich in Gewänder des Heils. (Jes 61,10)
• Du hüllst dich in Licht, wie in ein Kleid. (PS 104,2)
• Der Duft deiner Kleider ist wie des Libanon Duft. (Hld 4,11)
• Mein Freund, wie konntest du hier ohne Hochzeitsgewand erscheinen? (Mt 22,12)
• Holt schnell das beste Gewand und zieht es ihm an. (Lk 15,22)
• Er war bekleidet mit einem Gewand, das bis auf die Füße reicht. (Offb 1,13)

Immer geht es um etwas Herausragendes, etwas Besonderes. Kleider sind nicht einfach nur Stoff, um den nackten Körper zu bedecken.

Auch aus dem Sprichwort kennen wir das Gewand als ein besonders Kennzeichnen, wenn wir sagen: Kleider machen Leute.

Wenn wir heute die Paramentenausstellung des Künstlers Thomas Schmitt aus Köln feierlich eröffnen und die gottesdienstlichen Gewänder in den Mittelpunkt der Betrachtung rücken, kann sich einem die Frage stellen: Warum muss man eigentlich eine Ausstellung zu diesen Gewändern machen?

Für manch einen Zeitgenossen ist es nicht mehr verständlich, welche Bedeutung diese Kleidung von alters her hat. Und mancher wird sich vielleicht noch nie diese Frage gestellt haben: „Das ist in der Kirche halt so.“

Bereits ganz zu Beginn des Pentateuchs – im Buch Exodus – ist ein ganzes Kapitel überschrieben mit „Die Priestergewänder“. Unmittelbar nach dem Bundesschluss am Sinai folgt darin der Abschnitt „Die Anforderungen für Heiligtum und Kult“ und darin findet sich eben das Kapitel mit den Priestergewändern.
Um den Kult zu vollziehen, Gottesdienst zu feiern, sich buchstäblich vor Gott zu stellen, bedarf es einer besonderen Kleidung. Diese ist dem Alltag enthoben, gibt der Feier einen Rahmen.

Wer vor Gott tritt verhüllt sich.
Hier dient Elia am Horeb als Vorbild, der sein Gesicht verhüllt, als Gott im sich verschwebenden Schweigen an ihm vorüberzieht.

Wer Gott begegnen will, macht sich innerlich und äußerlich bereit:
Hier dienen die Metaphern Jesu vom hochzeitlichen Gewand als Vorbild.
Wer Gott in seiner Mitte weiß und Gottesdienst feiert, tritt als Individuum zurück und gibt ihm, dem Unverfügbaren, Raum.

Gottesdienstliche Gewandung ist nicht nur reines Beiwerk. Gottesdienstliche Gewandung zeigt etwas von der inneren Haltung dessen, der hier und jetzt feiert. Gottesdienstliche Gewandung ist die nach außen sichtbare Innerlichkeit, denn die gottesdienstlichen Gewänder sollen helfen, dass die einzelne Person hinter die Aufgabe zurücktreten kann. Das liturgische Kleid hebt die Feierlichkeit und Festlichkeit des entsprechenden Gottesdienstes hervor. Ein Gewand, das als schön, kostbar und edel empfunden wird, kann zum Symbol werden für die Dimension der überfließenden Fülle.
Die Kleidung in der Liturgie ist nicht Zeichen der Eitelkeit, sondern Träger von großer Bedeutung.

Nikolaj Gogol – ein russischer Schriftsteller – verfasste eine Erklärung der ostkirchlichen Liturgie. In ihr heißt es: „[Sie] legen die […] Gewänder an, um sich nicht von anderen Menschen zu unterscheiden, sondern um sich zu trennen von sich selbst, um nichts gemein zu haben mit denen, die in den eitlen Sorgen der Welt aufgehen, und um gleichzeitig auch alle zu erinnern an die Erhabenheit des bevorstehenden Dienstes. Taufkleid, Brautkleid, Messkleid, Ordenskleid und Sterbekleid sind Ausdruck einer geschenkten und angenommenen Würde.
Wenn diese Zeichen vergessen oder abgetan werden, dann wird es schwer, die Höhe und Tiefe des Lebens [und der Liturgie] zu begreifen und offenzuhalten.“

Für den Priester bekommt das Tragen des Messkleides, der Casula – lat. Häuschen – noch eine weitere tiefe und existentielle Bedeutung, die der Apostel Paulus im zweiten Brief an die Gemeinde in Korinth sinngemäß so umschreibt: Im gegenwärtigen Zustand sehnen wir uns danach, überkleidet zu werden vom himmlischen Haus. Wir möchten nicht entkleidet, sondern überkleidet werden, damit so das Sterbliche vom Leben verschlungen werde (Vgl. 2 Kor 5,2-4).

Liebe Schwestern und Brüder!
Die liturgische Kleidung will so deutlich machen, dass es beim Träger nicht um ihn als Person geht, sondern dass er für einen anderen, für Christus steht. Das Gewand enthebt den Diensttuenden im liturgischen Raum seiner Subjektivität und seiner kärglichen Individualität. „Nicht er ist wichtig, sondern Christus. Nicht sich teilt er den Menschen mit, sondern Ihn. Er macht sich zum Werkzeug für Christus, er handelt nicht aus Eigenem, sondern als Bote, ja als Gegenwart des anderen.“ (J. Ratzinger; Der Geist der Liturgie, S. 185)
So gesehen ist das liturgische Gewandung keine Maske, nicht Verkleidung und Ritual. Es ist vielmehr ein Bild der inneren Verwandlung, die nach außen sichtbare Innerlichkeit.

Ich freue mich, dass wir in den nächsten drei Wochen die Ausstellung hier in unserer Kirche haben dürfen. Auch wenn hier der Fokus auf die Priestergewänder gelegt wird, darf nicht übersehen werden, dass die hier angesprochene Bedeutung allen Gewändern, die in der Liturgie verwendet werden, zukommt. Sei es das Gewand der Ministranten oder der verschiedenen pastoralen Berufe.

Ein Zeichen dafür, dass auch die liturgischen Leitungsdienste hier einen Raum haben, ist dieses Pluviale, das ich trage. Dieses liturgische Kleid ist nicht dem Priester oder Diakon vorbehalten. Es ist – ohne die Stola – das Gewand eines jedes liturgischen Leitungsdienstes, ob Mann oder Frau.

Liebe Gemeinde!
Wenn in den kommenden Wochen die Gewänder in der Kirche zu sehen sind, sollen sie uns an die tiefe Bedeutung erinnern, die die Liturgie – das gemeinschaftliche Stehen vor Gott – hat.

Lassen Sie sich inspirieren!